Abgesehen von einem durch Schlackenfunde bezeugten vorgeschichtlichen Bergbau im Bereich der Urzeit-Siedlung Kaschlin, sind uns aus dem 14. Jahrhundert erstmals konkrete Angaben über lokale Montangeschichte überliefert. Aus der Lehensurkunde des Ludwig von Brandenburg vom 26. März 1352 erfahren wir, dass dem Berthold von Lebenberg mit der Feste Tschenglsberg auch das inkorporierte Bergregal in Sulden verliehen wurde1. Um 1421 wechselte dieses Lehen dann an die Herren von Lichtenstein2, die das Bergrecht weiterverliehen und dafür Ertragszinse einhoben. Während um dieser Zeit das geschürfte Erz dortselbst verhüttet beziehungsweise zu Rohmetall verarbeitet wurde, entstand später parallel dazu ein gewerblicher Schmelzbetrieb in Prad. Die auf den Obervinschgauer Bergbau fußende „Prader-Schmelz“ bestand darin, dass dieser Betrieb nicht nur die Erze der ausgedehnten Gruben vom nahen Stilfs dem Schmelzprozess zuführte, sondern metallhaltiges Gestein auch aus den Gruben und Stollen von Prader-Berg, Gomagoi, Eyrs, Nauders etc. entgegennahm. Das in Prad gewonnene Rohkupfer und Roheisen, wobei letzteres zum Teil in der werkseigenen Wasserschmiede3 in Prad zu Halbfabrikaten Verarbeitung gefunden haben dürfte, deckte wohl nicht viel mehr als den lokalen Eigenbedarf4. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist dann vom Verfall des Hüttenwerkes in Prad die Rede, aber gegen 1700 wurde der Bergbau nach Kupfer- und Bleierzen intensiviert, sodass in der Folge die „Prader-Schmelz“ eine dementsprechende umstrukturierte Aufwertung erfuhr. Dazu hatte 1726 der Werksunternehmer Graf Caspar Ignatz Trapp, gegen alte Rechtsprinzipien und trotz heftigster Proteste nicht nur von Seiten der Prader Bevölkerung, eine neue Schmelz errichtet. Die sich mit der Verstaatlichung im Jahre 1729 „Das Kayser und Königlich Freye Schmölzwerkh zu Pradt“ nannte. Mit dem Ausklang des 18. Jahrhunderts endete allerdings der Schmelzbetrieb ohne Wiederkehr und an den Gebäuden fing der Zahn der Auszeit an zu nagen. Loses Gesindel und Wegelagerer begannen sich einzunisten. Sodass selbst das Landgericht Glurns, durch die Einstellung des Anton Fahrner als Hüttenwächter dem Frevel Einhalt gebieten musste. Mit der Landnahme durch Bayern 1805 – 18145, wurde die „K. K. Schmelz“ vorerst in „Königliche Schmelz“ umgetauft und schließlich 1812 an den Hüttenwächter verkauft. In der Folge veräußerte Anton Fahrner der Ältere nach und nach, gewinnbringend, sämtliche Realitäten der ehemaligen Prader-Schmelz. Aus dieser entstand dann bis 1850 eine neue Wohnsiedlung, so wie sie sich uns zum Teil noch heute präsentiert.
Im speziellen Teil soll es nun darum gehen, die Gebäude-Chronik der „Prader-Schmelz“ ab der Zeit der Erstellung des Steuerkatasters von 1775, zu beleuchten. Zumal uns damit erstmals konkrete Angaben über die Funktionen der ehemaligen „Schmelz-Gebäude“ vermittelt werden.